Freitag, 13. März 2015

*Rezension* Lolito

Buchtitel: Lolito
Autor(in): Ben Brooks
Verlag: Atrium Verlag
Genre: Gegenwartsliteratur
Sprache: Deutsch
ASIN: B00PJ0TBJC
ISBN: 3855350558
ISBN: 978-3855350551
Seitenzahl: 272 (Gebundene Ausgabe), 272 (eBook, abhängig von Gerät und eingestellter Schriftgröße)
Dateigröße: 396 kb

 

Über den Autor:

Ben Brooks, Jahrgang 1992, wurde in Gloucester. Er ist Autor von sechs Büchern;

auf Deutsch erschien bisher sein Roman 'Nachts werden wir erwachsen' (Berlin Verlag, 2012). Ben Brooks stand auf der Longlist des Dylan-Thomas-Preises und war für den Pushcart Preis nominiert. 2014 erhielt er den Jerwood Fiction Uncovered Prize. Er lebt in Berlin.

Foto: ©Carlota Bird

Kurzbeschreibung/Klappentext:

Schreiend komisch, zutiefst berührend und (leider) absolut wahrhaftig: Die haarsträubende Geschichte des jungen Etgar ist zugleich das Porträt einer gebeutelten Generation, die von klein auf im Internet ihr blaues Wunder erlebt.

Der 15-jährige Etgar ist mit seinem Hund Amundsen allein zu Haus. Als er über Facebook herausfindet, dass seine Freundin ihn betrogen hat, bricht es ihm das Herz. Im Internet begibt er sich auf eine Reise durch immer zweifelhaftere Chatrooms und Single-Börsen. Dort trifft er auf Macy, der er sich am Bildschirm als jungdynamischer Hypothekenmakler vorstellt. Hals über Kopf stürzen sich die beiden in eine Cyber-Affäre, und bald taumelt Etgar zwischen nackter Panik und der aufregenden Erkenntnis,

dass im Internet einfach alles möglich ist. Aber dann will Macy Etgar nicht mehr nur im Internet treffen. Mit schlotternden Knien, schweißnassen Händen und Omas Erbe auf dem Konto checkt Etgar in einem Hotel ein. In der Lobby tritt ihm Macy entgegen, sie ist schön, sie ist sexy – und sie entpuppt sich als 46-jährige Schulleiterin.

(Quelle: Atrium Verlag und Amazon)

Kann hier gekauft werden:

Meine Meinung:

Der erste Satz

Wir sind fünfzehn und trinken warmen Cider unter den Kiefern im Kathedralengarten.

Seine Freundin Alice hat Etgar betrogen. Als er dies herausfindet, stürzt für den Jungen eine Welt zusammen, der Liebeskummer übermannt ihn und mit seinen 15 Jahren fällt er in einen tiefen Abgrund, aus dem es scheinbar kein entkommen gibt. Er versucht seinen Kummer in Alkohol zu ertränken und sich mit Chats, Cybersex und anderen Dingen auf andere Gedanken zu bringen. Seine Eltern sind verreist und könne ihm deswegen keine Stütze in dieser Zeit sein. Wobei sie gar nicht genau wissen, was er in seinen Ferien macht. Er möchte diese ungestört genießen und Alice vergessen. Im Internet trifft er auf Mary, mit der er etliche Chats führt und sich als jemand anderer ausgibt, als er ist. Bis zu dem Tag, an dem sie ihm dem Vorschlag macht sich doch in London zu treffen und alles eine Wendung nimmt. Was wird Mary dazu sagen, wenn sie nicht den jungen Mann trifft, den sie erwartet, sondern einen 15jährigen? Wird Etgar überhaupt nach London reisen? Oder kommt er wieder mit Alice zusammen? Was wird aus seinem Liebeskummer?

Etgar, 15 Jahre alt und seine Eltern sind verreist. Er hat eine Woche lang Ferien, die er alleine zu Hause verbringt. In dieser Zeit möchte er genießen, einfach nur im Bett bleiben, Chillen und sonst nichts tun. Außer sich um den Hund der Familie, Amundsen zu kümmern, ihn zu füttern und mit ihm Gassi zu gehen. Doch dann findet er heraus, das seine Freundin Alice ihn betrogen hat und für ihn stürzt seine eigene, kleine, heile Welt zusammen. Er flüchtet sich in Alkohol und der PC wird sein Fenster zur Außenwelt. In Chatrooms trifft er dort auf Erwachsene und auch auf Macy. Genauso einsam wie er fühlt sich diese und Macy gibt ihm das Gefühl nicht mehr so einsam zu sein, von einem Menschen gewollt zu werden. Und so dauert es nicht lange, er räumt das Konto leer, auf dem er das Geld, was er von seiner Oma geerbt hat, verwahrt um sich mit Macy in London zu treffen. Doch was wird passieren, hat er Macy doch gesagt, das er älter wäre als in Wirklichkeit und zudem auch noch erfolgreich. Wie wird sie reagieren, wenn ein "kleiner" Junge vor ihr steht und nicht ein erwachsener Mann?

Alice, ist Etgars Freundin und er liebt sie. Doch sie geht auf einer Party fremd, was er ihr nicht verzeihen kann. In der Zeit wo er dies alleine zu Hause heraus findet ist sie zusammen mit ihrer Familie in Urlaub gefahren nach Antigua. Dort amüsiert sie sich bis sie mitbekommt, das Etgar es weiß. Sie versucht mit ihm zu reden, das er ihr verzeiht. Doch für ihn ist das was sie getan hat unverzeihlich und er möchte sie einfach nur vergessen.

Aslam, Etgars bester Freund versucht ihn dazu zu überreden Partys zu besuchen, aus dem Haus zu gehen, als Etgar beginnt sich abzukapseln. Er gibt aber dann schließlich auf, nachdem er ihn nicht dazu bewegen kann, er versteht nicht das Etgar Alice nachtrauert. Was daran liegen mag, das seine eigenen Beziehungen noch nie so lange hielten.

Macy ist mit ihrem Leben unglücklich und einsam, obwohl sie Kinder hat. In den Chatrooms versucht sie einfach ihr Leben zu vergessen und ein wenig glücklich zu sein, wenn sie sich mit anderen unterhält. Etgar bringt sie zum Lachen durch seine Art, und sie findet ihn interessant. Die Gemeinsamkeit des einsam seins und des unglücklich fühlens verbindet sie und sie beginnen in ihren gemeinsamen Chats zu träumen. Von einer anderen Welt, einer gemeinsamen Zukunft und dem Leben in einem Baumhaus.

Das Cover des Buches ist schlicht und dennoch wirklich sehr auffallend. Durch seine neongelbe, leuchtende Farbe springt es einem geradezu ins Auge. Diese Farbgebung ist ein Eyecatcher schlecht hin, und die restliche schlichte Gestaltung mit dem kleinen Symbol der zwei Laptops die durch ein Kabel verbunden sind, dessen Mittelpunkt zu einem Herz verschlungen ist, sowie dem in rot wie von handgeschriebenen, großem Titel passt einfach dazu. Mehr Symbolik oder Gestaltung auf dem Cover würde nicht zu dieser schreiend und aufmerksamkeitsheischenden gelben Farbe passen. Es erregt Aufmerksamkeit und macht Neugierig auf den Inhalt. Der Titel ist einfach und prägnant gewählt.

Ben Brooks hat einen Schreibstil an den man sich zuerst gewöhnen muss. Er wirkt zu Beginn ein wenig abgehakt, da die Sätze kurz sind, und dennoch ist er flüssig und angenehm zu lesen nach einer kurzen Phase der Gewöhnung. Der Autor schafft es sehr gut, die derzeitigen Situationen, in denen sich Etgar befindet, authentisch zu übermitteln, so gibt es Stellen in denen man sich während des Lesens zeitweise genauso betrunken fühlt wie Etgar, auch wenn man beim Lesen nur Tee oder Wasser getrunken hat. An manchen Stellen hingegen schwankt man zwischen Lachen, Tränen und einem Wutausbruch. Manche der Regungen und Gefühle, wie teilweise Trauer kann man nicht sofort verstehen und fragt sich, wieso macht Etgar gerade jetzt aus einer Mücke eine Elefanten. Man merkt das der Autor selber jung ist, und es ihm leicht fällt sich in die Psyche eines Jugendlichen hinein zu versetzen und somit einen wirklich erschreckend realistischen Charakter zu entwerfen. Die Problematik, wie leicht Jugendliche in der Welt des Internets jemand anders sein können, oder auch an Inhalte gelangen die Erwachsene nicht unbedingt gut für ihr Alter halten sind in die Handlung eingearbeitet und regen dazu an, nachzudenken. Vor allem auch, was wissen Eltern wirklich über ihre Kinder. Dadurch wird bekommt das Buch eine Tiefe, die man nach den ersten 20 Seiten nicht erwartet hätte. Es wirft einige Fragen auf, die einem dazu bewegen nachzudenken und die heutige Gesellschaft, gerade die Jugendlichen kritisch zu betrachten.

Auf den ersten Blick wirkt "Lolito" abschreckend wenn man die ersten Seiten liest, mit den vulgären Ausdrücken, der erschreckenden Sprache und dem Verhalten der Jugendlichen, doch steckt so viel mehr darin, das einem nachdenken lässt. Und es spiegelt wirklich gut wieder, was in der heutigen Gesellschaft in den Jugendlichen vor sich geht, wie sie sich verhalten. Und beinhaltet gleichtzeitig auch eine Warnung, das man sich nicht vor seinen Problemen verstecken und verkriechen sollte, sondern sich ihnen stellen. Voller Emotionen ist es eine wahre Achterbahnfahrt und hat eine Tiefe, bei der es sich gelohnt hätte weiter in die Welt der Jugendlichen einzutauchen. Ich persönlich empfand es am Ende etwas kurz, das Protokoll der Gerichtsverhandlung war interessant, doch hätte ich hier gerne noch mehr erfahren. Jugendliche sollten dieses Buch nicht unbedingt lesen, denn es könnte sie zu Alkohol, Drogen und anderen Dingen auffordern, hier fehlt mir ein wenig die Mahnung der Konsequenzen. Aber für Erwachsene, die wissen wollen, was in den Köpfen der Jugendlichen vor sich geht ist dieses Buch zu empfehlen, wenn man sich zusätzlich Gedanken über bestimmte Themen machen möchte. Es ist wirklich nicht etwas für jedermann, denn es ist provozierend und aufrüttelnd. Wie das wahre Leben eben.

Der letzte Satz

Ich denke, vielleicht fange ich bald an, mich aufzulösen.

Vielen Dank an den Atrium Verlag für das Rezensionsexemplar im Rahmen der Blogtour.

 

Meine Bewertung:

 

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