Dienstag, 3. März 2015

*Rezension* True Crime

Buchtitel: True Crime
Autor(in): Sam Millar
Verlag: Atrium Verlag
Genre: Gegenwartsliteratur, Thriller
Sprache: Deutsch
ASIN: B00PJ0SQJI
ISBN: 978-3855355136
ISBN: 3855355134
Seitenzahl: 416 (Gebundene Ausgabe), 416 (eBook, abhängig von Gerät und eingestellter Schriftgröße)
Dateigröße: 929 kb

 

Über den Autor:

Sam Millar wird 1955 in Belfast als Sohn irischer Eltern geboren. Als er acht Jahre alt ist, verschwindet seine psychisch kranke Mutter spurlos. Mit 15 geht er von der Schule ab und arbeitet in einem Schlachthaus. Am Sonntag, den 30. Januar 1972, nimmt sein Bruder ihn mit nach Derry zu einer Demonstration für Bürgerrechte. Im katholischen Stadtteil Bogside eskaliert die Situation, und britische Soldaten schießen auf die Demonstranten. Viele Iren werden verletzt, 13 sterben. Sam und sein Bruder erleben die Geschehnisse hautnah. Das Datum geht als Bloody Sunday in die Geschichte Nordirlands ein.

IRA Volunteer

Sam Millar tritt daraufhin in die IRA ein und ist unter anderem an der Planung eines Bombenattentats in der Belfaster Innenstadt beteiligt. Das Attentat wird von der Polizei verhindert, Sam Millar und sechs weitere Beteiligte können sich aber der Verhaftung durch eine handfeste Prügelei mit den Beamten entziehen. 1973 wird Sam Millar zum ersten Mal festgenommen und muss eine Haftstrafe von drei Jahren absitzen.

Blanket-Man

Bereits 1976 wird Sam Millar wieder verurteilt und in das berüchtigte Gefängnis Long Kesh überstellt. Dort schließt sich Sam Millar dem Blanket-Protest an. Die Blanket-Men weigern sich, die reguläre und von den Briten gestellte Gefängniskleidung zu tragen, da sie sich als politische Gefangene und nicht als gewöhnliche Kriminelle sehen. Da ihnen keine Ersatzkleidung gestellt wird, müssen sie sich in ihre Bettlaken wickeln. Sam Millar hat in dieser Zeit keinerlei Kontakt zu seiner Familie, ist rund um die Uhr in seiner Zelle eingesperrt und wird von den Aufsehern systematisch misshandelt. Jegliche "Vergünstigungen" wie Zigaretten, Zeitschriften und Bücher werden den Blanket-Man verweigert; sie dürfen auch nicht arbeiten. 1983 befiehlt ihm die Leitung der IRA, den Protest zu beenden. Sam Millar soll 38 Mitgefangenen bei der Flucht zu helfen. Es wird der größte Gefängnisausbruch in der irischen Geschichte. Wenige Monate danach wird Sam Millar aus der Haft entlassen.

Auswanderer

1984 wandert Sam Millar in die USA aus. Als Ex-Häftling muss er illegal über Kanada einreisen. Sein Freund Tom O'Connor, der bereits in den USA lebt und bei The Brink's arbeitet, schmuggelt ihn über die Grenze. Ein weiterer Freund, der irische Priester Pat Moloney, verschafft Sam Millar eine falsche Identität. Unter dem Namen Andre Singleton lebt Sam Millar zehn Jahre in der Nähe von New York City. Seine Familie reist auf legalem Weg mit einem Touristenvisum ein. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Sam Millar zunächst als Straßenverkäufer, dann als Kartengeber in illegalen Casinos und als Portier in der Park Avenue. Später erfüllt er sich den Traum von einem eigenen Comicladen, den er nach seinen Kindern Kelly, Ashley und Corey KAC Comics nennt.

Gangster

Als Tom O'Connor eines Tages Sam Millar das Brink's Depot in Rochster, seinen Arbeitsplatz, zeigt, bemerkt Sam Millar, wie lückenhaft die Sicherheitsmaßnahmen sind. Fortan reift in ihm der Plan, das Depot auszurauben.

Am 5. Januar 1993 schreiten Sam Millar und sein Komplize zur Tat. Als der letzte Geldtransporter das Depot verlässt, stürmen sie mit Gewehr-Attrappen das Gebäude und überwältigen die Sicherheitsleute. Dann fahren sie einen Transporter in das Depot und laden säckeweise das Geld ein, das gerade in die Tresore gebracht werden sollte, bis der Wagen völlig überladen ist und sich nicht mehr vom Fleck bewegen lässt. Notgedrungen laden sie ein Drittel des Geldes wieder aus und treten die Flucht an. Einen Teil der Beute verstecken sie hinter einer falschen Wand in einer Garage, den anderen Teil nimmt Sam Millar samt dem Transporter mit.

Nicht ahnend, dass ihm das FBI aufgrund der Reifenabdrücke, die er am Tatort hinterlassen hat, bereits auf der Spur ist und ihn überwacht, sucht Sam Millar ein sicheres Versteck für die Beute. Er nimmt Kontakt zu Pat Moloney auf, dem Priester, der ihm vor Jahren die gefälschten Papiere beschafft hat. Zusammen bringen sie das Geld in eine leerstehende Wohnung, die vom FBI videoüberwacht wird. Als es den Agenten gelingt, Scheine aus der Wohnung anhand der Seriennummer mit dem Überfall auf das Brink's Depot in Verbindung zu bringen, werden Sam Millar und Pat Moloney am 12. November 1993 verhaftet. Da Sam Millar aber nur der Besitz von gestohlenem Geld, nicht aber der Raub selbst zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, wird er lediglich zu fünf Jahren Haft verurteilt. 16 Monate nach dem Urteil erfährt Sam Millar aus der Irish News, dass er aufgrund eines Abkommens zwischen den USA und Nordirland nach Belfast überstellt und dort den Rest seiner Strafe absitzen wird. 1997 wird er aus dem Gefängnis entlassen. Sein Komplize bei dem Überfall wird nie gefasst, und ein Teil der Beute ist bis heute verschwunden.

Schriftsteller

Sam Millar zieht daraus die Lehre, dass sich Verbrechen nur in fiktiver Form bezahlt macht und beginnt zu schreiben. Seine Autobiografie On the Brinks wird ein Bestseller, an dem sich Warner Brothers die Filmrechte sicherte. Als die Bush-Regierung Sam Millar später Verherrlichung von Terrorismus vorwirft, zieht sich Warner Brothers aus dem Projekt wieder zurück.

Heute lebt Sam Millar in Belfast, steht morgens um fünf auf, schreibt, so lange er kann und will, um dann durch die Straßen von Belfast zu streifen und den Leuten zuzuhören, damit seine Krimis so realistisch wie möglich werden Er selbst bezeichnet sie als eine Mischung aus Gothic Horror und Krimi.

Mit Karl Kane hat Sam Millar ein Alter Ego geschaffen, das sich mit etlichen Traumata herumschlagen muss, die auch Sam Millar nur allzu bekannt sind: angefangen bei dem Verlust der Mutter im Alter von acht Jahren bis hin zu körperlicher Gewalt und Polizeiwillkür.

Kurzbeschreibung/Klappentext:

Sam Millar hat einen außergewöhnlichen, preisgekrönten Thriller geschrieben, in dem nichts erfunden ist. Schonungslos offen erzählt Millar von einer Jugend auf den Straßen von Belfast, die früh ins Gefängnis führt; vom jahrelangen Kampf um die eigene Würde - und von einem Verbrechen, mit dem er Geschichte schrieb.

Diese Geschichte beginnt im Norden Belfasts: Dort wird 1955 Sam Millar geboren, der Vater Protestant, die Mutter Katholikin. Der Riss, der ganz Irland teilt, geht mitten durch Sams Familie. Sam geht früh von der Schule ab und arbeitet in einem Schlachthof. Als Teenager schließt er sich der IRA an, bis er eines Nachts von der Polizei aus seinem Bett gerissen wird. Es folgen Jahre im härtesten Knast Europas.

Nach seiner Entlassung geht Sam Millar nach New York, wo er einen Comicladen eröffnet, sich in Spielkasinos herumtreibt und schließlich einen verwegenen Plan ersinnt: den Überfall auf das Gelddepot der Firma Brink's, mit dem Sam Millar Kriminalgeschichte schreibt - und der hier erstmals aus der Sicht des Täters erzählt wird.

(Quelle: Amazon)

Kann hier gekauft werden:

Meine Meinung:

Der erste Satz

True Crime ist eine Geschichte über alte Götter.

1955 in Belfast geboren und durch eine von Gewalt und Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken geprägten Kindheit, das ist Sam Millar. Als Teenager schließt er sich der IRA an und arbeitet in einem Schlachthof. Eines Nachts wird er von der Polizei aus seinem Bett gerissen und landet im härtesten Knast Europas. Jahre verbringt er dort, ausgesetzt der Willkür und Schikane der Wärter.

Nach seiner Entlassung wandert er aus, nach Amerika, genauer gesagt nach New York. Dort möchte er ein neues Leben beginnen und arbeitet in Spielkasinos, eröffnet dann aber einen eigenen Comicladen. Nach und nach entwickelt sich ein verwegener Plan, wodurch Sam Millar Kriminalgeschichte schreibt, mit dem größten Millionenraub der Geschichte.

In zwei Teilen erzählt Sam Millar in „True Crime" seine Autobiographie, die in Belfast beginnt und einen Großteil seiner langjährigen Haftstrafe im ersten Teil schildert. Er erzählt von seinem Leben von Kindesbeinen an, über seine Jugend und seiner Arbeit im Schlachthof. Doch am haarsträubendsten sind die Jahre in Long Kesh und die unwürdigen Bedingungen der Haft. Sehr detailliert beschreibt der Autor was er und die anderen Häftlinge dort alles erdulden mussten, und als Leser fehlen einem dabei einfach nur die Worte. Man schüttelt mit dem Kopf und wundert sich, wie ein Mensch so etwas ertragen kann, aber auch wie andere Menschen einem so etwas an tun können, denn ja es ist Folter, die dort beschrieben wird. Seelische und körperliche Folter.

Der zweite Teil handelt von seiner Zeit in New York, die etwas ruhiger und angenehmer ist als die in Long Kesh. Der Zeit in den Spielcasinos, die nicht gerade legal sind, und auch wie er versucht sich ein neues Leben mit seinem Comicladen aufzubauen und einer Familie. Doch die Vergangenheit ruft, und auch das Geld lockt. So gerät Sam Millar auch in Amerika auf die schiefe Bahn und in die Welt des Verbrechens. Der spektakuläre Überfall auf das Gelddepot der Firma Brinks ist es, mit dem der Autor in die Kriminalgeschichte eingeht. Die darauffolgende Gerichtsverhandlung und auch die Auswahl der Geschworenen fand ich spannend und konnte kaum glauben, dass es so wirklich vor sich gehen kann. Man erfährt zwar während des Lesens nicht viel über seine Familie, außer dass er eine Frau und zwei Söhne hat, aber dennoch bekommt man mit, was für eine starke Frau er hat, die sich nicht einschüchtern lässt.

Das Cover macht neugierig, mit seinem simplen, aber auch mysteriösen Touch. Man kann den darauf abgebildeten Mann nur als rotangeleuchteten Schemen erkennen zudem er dem Betrachter auch noch den Rücken zuwendet. Es ist in Schwarz- und Grautönen gehalten, wodurch der mit Rot hervorgehobene Titel ein Eyecatcher ist. Es erinnert in seinem Aussehen an ein Comic Cover, wie z.B. von Sin City. Geheimnisvoll und irgendwie auch ein wenig melancholisch ist die Stimmung, die es vermittelt. Es macht einfach nur neugierig auf den Inhalt und die wahren Verbrechen. Somit passt es wunderbar zu diesem autobiographischen Thriller.

Sam Millar hat einen flüssigen und sehr detailreichen Schreibstil mit dem es ihm gelingt den Leser gleich in seinen Bann zu ziehen. Stellenweise wirkt zwar die Wortwahl irgendwie vulgär, ist aber dennoch passend zu den Umständen in denen er sich befindet. Mit einer zynischen Art schildert er seine Erlebnisse und beschreibt sehr detailreich die Geschehnisse und Umgebungen, was nichts für zartbesaitete Leser ist. An manchen Stellen der Erzählungen kommt es einem etwas langatmig vor, aber es dauert nicht lange und die Spannung ist wieder da, so dass man einfach wissen möchte, wie es weiter geht, was dem Autor noch alles passiert. Die einzelnen Kapitel beginnen jeweils mit kleinen Zitaten, die sehr gut zu dem jeweiligen Kapitel passen. Man kann auch über diese kleinen Zitate immer ein wenig nachdenken und grübeln, genauso wie über die meisten der Kapitel.

Sein Leben ist spannend und ein Auf und Ab der Erlebnisse und Gefühle, dies ist der Thriller. Somit ist es eine Autobiographie die spannend und fesselnd wie ein Thriller ist. Dieser Zusatz im Titel mag den ein oder anderen dazu bringen etwas ganz anders zu erwarten, denn dieses Buch ist kein Thriller im herkömmlichen Sinne, sondern eine spannende und fesselnde Autobiographie die einen fesselt wie es ein Krimi oder Thriller kann. Es ist interessant und erfrischend, eine Biographie zu lesen in der nicht nur die guten Seiten eines Menschen hervorgehoben und gelobt werden, sondern auch die schlechten offen dargelegt und gezeigt werden. Dies beweist wirklich auch sehr viel Mut und Ehrlichkeit, was bewundernswert ist. Bis her habe ich noch kein anders Buch des Autors gelesen, aber bin ich nun nach der Lektüre dieses Buches weitere Werke zu lesen. „True Crime" ist erschreckend und realistisch, wodurch es einem nach dem Lesen auch nachdenklich zurücklässt. Wer Krimi- und Thrilleranteile in einer Autobiographie liebt wird seine wahre Freunde mit dieser spannenden Lektüre haben. So etwas kann nur das Leben schreiben.

Der letzte Satz

Ich hätte es nicht besser oder bitterer formulieren können.

Vielen Dank an den Atrium Verlag für das Rezensionsexemplar.

 

Meine Bewertung:

 

 

 

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